Chatbot Philomena und die digitalen Lernwelten der AWO Bamberg
3.8.2021

Chatbot Philomena und die digitalen Lernwelten der AWO Bamberg

Effektive virtuelle Helfer im Kreisverband: Chatbot Philomena und die digitalen Lernwelten der AWO Bamberg

Seit März 2021 gibt es bei der AWO Bamberg ein neues „digitales Familienmitglied“– den Chatbot „Philomena“, der als stets verfügbare Wissensquelle die sogenannten „digitalen Lernwelten“ für den Pflegebereich des Kreisverbands begleitet.

Was es mit diesen erst einmal abstrakt anmutenden virtuellen Gebilden aufsich hat, hat die Redaktion von WIR, dem Magazin der AWO in Bayern, bei Geschäftsführer Matthias Kirsch und Juliane Menzel, der Fachbereichsleitung des Kreisverbands, nachgefragt.

Ergänzende Erläuterungen bekam „WIR“ von Maria Alt aus dem Qualitätsmanagement und Alexandra Davis, einer Pflegefachkraft der AWO Bamberg.

 

WIR:

Herr Kirsch, wer und was genau hilft wo in Bamberg unter dem Namen „Philomena“?

 

Matthias Kirsch:

Unser Chatbot „Philomena“ ist innerhalb eines Kooperationsprojektes mit dem Institut IDA entstanden und beantwortet mühelos Fragen zu allen so genannten Expertenstandards. Pflegekräfte erhalten beispielsweise von „Philomena“ binnenSekunden die passenden Infos zu Maßnahmen bei Mangelernährung, zur Dokumentation von Demenz oder den Vorgaben zur Sturzprophylaxe. Grundsätzlich sei dazu verdeutlicht: Chatbots sind Computerprogramme, die Routineaufgaben textbasiertund in Form von gesprochener Sprache abarbeiten und so vollautomatisierteKonversation mit Pflegekräften führen können – ohne direkten menschlichenEingriff. Chatbots basieren auf künstlicher Intelligenz und können von jedem(mobilen) Endgerät angesteuert werden.

 

WIR:

Zwischenzeitlich hat Ihr Chatbot aber noch eine eigene Wirkungswelt bekommen,oder?

 

Juliane Menzel:

Genau, denn mit unseren „digitalen Lernwelten“ haben wir eine Schulungsumgebung geschaffen, die sämtliche Anforderungen rund um die Pflichtschulungen in der Pflege abdeckt und diese nach individuellen Lernplänen zeitlich vollkommen flexibel anbietet. „Philomena“ fungiert inzwischen innerhalb und parallel zu dieser Plattform als schneller Zusatzhelfer.

 

WIR:

Wozu braucht es denn „digitale Lernwelten“ in der Pflege?

 

Maria Alt:

Der Pflegebereich ist sehr stark von Regulierung geprägt. Für viele Einrichtungen ist es eine dauerhafte Herausforderung, alle Pflegekräfte auf dem neuesten Stand zu halten. Neben den zeitaufwändigen jährlichen Pflichtschulungen und deren Nachweisen für die externe Qualitätsprüfung kam nun Corona-bedingt die Herausforderung hinzu, die Pflegekräfte infektionsschutzkonform zu schulen, so dass die Schulungsmaßnahme am Ende nicht selbst zum Corona-Hotspot avanciert. Die „Lernwelten“ machen dies möglich und lösen z. B. auch Alltagsprobleme bei der Dokumentationspflicht. Informationen dazu finden Pflegekräfte für gewöhnlich im Intranet – allerdings nur, wenn die Pflegestation mit einem PC im Stationszimmerausgestattet ist. „Philomena“ und die „Lernwelten“ stehen hingegen ortsunabhängig und optimiert am mobilen Endgerät bereit.

Zudem reichen Präsenzschulungen unabhängig von der Corona-Problematik meist nicht aus, um Pflegekräften die erforderlichen komplexen Inhalte nachhaltig zu vermitteln. Schulungskonzepte, die ihnen unmittelbar bei der Anwendung der Inhalte helfen und rund um die Uhr verfügbar sind, mussten ohnehin mal geschaffen werden! Pflegekräfte müssen optimaler Weise den Zeitpunkt der Schulung individuell bestimmen und genau dann darauf zurückgreifen können, wenn sie in der täglichen Praxis mit dem Anwendungsfallkonfrontiert sind. All dies leisten die digitalen „Lernwelten“.

 

WIR:

Ist eine solche Informationsumgebung denn tatsächlich neu in der Pflege?

 

Juliane Menzel:

Die Innovation liegt in der Verknüpfung der digitalen Lernwelten und des Chatbots. „Philomena“ greift schnell und direkt auf die fachlichen Inhalte der „Lernwelten“ zurück. Dadurch lassen sich die Schulungsinhalte wesentlich besser nachhalten und gleichzeitig lässt das Nutzungsverhalten des Chatbots Rückschlüsse auf weiteren Schulungsbedarf zu. So entsteht ein kontinuierlicher Prozess aus Wissensvermittlung, Anwendung und Verbesserung, der genau auf die Bedürfnisse der Pflegekräfte zugeschnitten werden kann.  

Einzelne Lektionen und Lernvideos der Schulungsinhalte sind kurz gehalten, praxisorientiert und auf die wesentlichen Informationen reduziert. Ausführlichere Informationen bieten dann zusätzliche Schulungsunterlagen mit Tipps und Beispielen.

 

Maria Alt:

Zusätzlich dienen Zwischen- und Abschlusstests der „Lernwelten“ als Wissens-Check und gleichzeitig als Nachweis für die externe Qualitätsprüfung der Pflegeeinrichtung. Die Steuerung bzw. Verwaltung der Schulungen kann also zentral erfolgen und muss nicht mehr aufwändig über jede Leitung individuell koordiniert werden.

 

WIR:

Somit scheint die in der Pflege als schwierig geltende digitale Transformation gelungen…

 

Alexandra Davis:

Es wurde für uns Pflegekräfte einfach ein pragmatischer Ansatz gewählt. Das Projektteam bestand aus IT-Experten von IDA und fachlichen Pflegeexperten der AWO Bamberg. Machbarkeitsstudien und theoretische Konzeptionen wurden eingespartund stattdessen konkrete Ideen innerhalb von nur zwei Wochen umgesetzt. Die digitalen Lernwelten konnten dann direkt durch uns Pflegekräfte „an der Front“ getestet werden. Durch unsere Rückmeldungen als Nutzer wurde sofort, noch während der Projektarbeit, auf unsere täglichen Anforderungen aus der Praxis reagiert.

So handelten wir schlichtweg nach dem Motto von IDA: „Machen ist wie Wollen, nur krasser!“.

 

Juliane Menzel:

Wir konnten mit der zielführenden Unterstützung durch das Projektteam von IDA tatsächlich sehr zügig ein hocheffektives neues Bildungsangebot schaffen, mit klarem Fokus auf den Nutzen unserer Pflegekräfte. Da wir vom Ergebnis so begeistert und überzeugt sind, vermitteln wir auch gerne interessierte AWO-Kolleginnen und Kollegen an unsere IT-Partner.

Für Fragen und weitere Informationen stehen Ihnen gerne Juliane Menzel von der AWO Bamberg und Daniel Alt zur Verfügung.

Wie funktioniert ein Chatbot eigentlich?

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